Mit Vikings: War of Clans liefert der Entwickler Plarium einen auf den ersten Blick vielversprechenden Strategietitel ab. Ob unter einer hübschen Haube ein gutes Spiel steckt, verrät unser Test.
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Test: Der Traum vom eigenen Wikingerreich
Wikinger sind ein spannendes Thema, wenn es um Unterhaltungsmedien geht. Als Kinder erlebten wir mit Wickie und seinen starken Männern tolle Abenteuer, wenn Biene Maja und Heidi gerade Pause hatten. Heutzutage bekommen wir in der Serie „Vikings“ ein realistisches Bild von dem harten Leben dieser teilweise brutalen Seefahrer präsentiert. Und auch in Spielen stolpern wir immer wieder über die Männer mit den gehörnten Helmen (die ja bekanntlich gar nicht historisch korrekt sind, sondern von Richard Wagner bei seinen Opern aufgrund des Bühneneffekts genutzt wurden). Eines der Wikingerspiele ist Vikings: War of Clans des israelischen Entwicklers und Publishers Plarium (Sparta: War of Empires). Zunächst veröffentlichte das Studio den Strategietitel für iOS- und Android-Geräte, mittlerweile ist er aber auch im Browser spielbar.
Selbst ist der Wikinger
Als die große Zeit der Wikinger gelten ungefähr die Jahre 800 bis 1060. Dementsprechend ist Vikings: War of Clans in diesem Zeitraum angesiedelt. Ihr übernehmt in dem kostenlosen Aufbauspiel die Rolle eines Jarls, seid also ein Wikingerfürst, errichtet eure eigene Stadt und rekrutiert eine schlagkräftige Armee, um es mit anderen Spielern und deren Truppen aufnehmen zu können. Doch bevor ihr einen Krieg anzettelt, seid ihr erst mal ausgiebig damit beschäftigt, eure eigene Siedlung aus dem Boden zu stampfen. Ein Tutorial führt euch anfangs in das Spiel ein, wobei die Entwickler hier unserer Meinung nach einen Fehler gemacht haben: Das Tutorial erklärt leider zu wenig. Es zeigt euch zwar schrittweise, was ihr in Vikings: War of Clans machen könnt und wie ihr Gebäude baut, kommentiert die Aktionen aber kaum mit hilfreichen Informationen.
Wir wollten uns so schnell wie möglich durch die Einführung klicken, um uns dann anschließend ganz in Ruhe und selbstständig mit allen Spielelementen vertraut zu machen. Erst nach dem Tutorial können wir uns nämlich nach Belieben durch die Menüs klicken. Vorher ist das Bild mit Ausnahme der Bereiche, die jeweils für die nächste Aktion wichtig sind, komplett in Schwarz gehüllt.
Kein Spiel für Schönbauer
Doch nur, weil das Tutorial nicht ganz zufriedenstellend ist, heißt das nicht, dass Einsteiger komplett überfordert sind und in Vikings: War of Clans kein Land sehen. Das Strategiespiel ist kein Komplexitätsmonster, aber auch kein Casual-Titel. Dennoch: Wer schon mal ein Aufbauspiel gezockt hat, der weiß, wie der Hase läuft. Für den Aufbau eurer Stadt stehen euch mehrere Ressourcen zur Verfügung, die es natürlich zu produzieren gilt. Also errichtet ihr mit den Rohstoffen, die ihr zu Beginn habt, die ersten Produktionsgebäude. So stellt ihr die Versorgung mit Steinen, Eisen, Holz und Nahrung sicher. Auf der anderen Seite gibt es Gebäude wie die Kaserne, damit ihr Truppen rekrutieren könnt, oder die Schmiede, in der ihr Waffen und andere Ausrüstungsgegenstände für euren Helden herstellt.
Leider könnt ihr eure Stadt in Vikings: War of Clans nicht so frei aufbauen, wie ihr das zum Beispiel aus Forge of Empires kennt. Stattdessen sind alle Straßen bereits von Anfang an verlegt und die Gebäude könnt ihr nur auf festen Slots errichten. Ein kleiner Bach beziehungsweise Fluss teilt eure Siedlung in zwei Hälften: Auf der linken Seite finden alle militärischen Einrichtungen ihren Platz, die rechte Seite ist für die Gebäude zur Ressourcenproduktion bestimmt. Wer Aufbauspiele vor allem deswegen spielt, weil er gerne von Hand virtuelle Ortschaften kreiert, kommt in Vikings: War of Clans nicht auf seine Kosten.
Der Titel motiviert auf andere Weise. Eine wichtige Rolle spielt euer Held, den ihr nach und nach auflevelt und, wie bereits erwähnt, mit allerlei Items ausstatten könnt. So wird er stärker und zu einer mächtigen Einheit in Kämpfen. Außerdem bringt er ein eigenes Skill-System mit sich, das aus zwei Fähigkeitsbäumen besteht. In der allgemeinen Variante lässt sich beispielsweise das Errichten und Verbessern von Gebäuden beschleunigen oder der Schaden, den eure Krieger austeilen, erhöhen. Im Bereich „Eindringlinge“ hingegen finden sich ausschließlich Talente, die für euch im Kampf gegen die besagten KI-Gegner von Vorteil sind. Die Heldenfähigkeiten sind ein cooles Element, das für Langzeitmotivation sorgt. Das gilt genauso für die Forschung, die auch nochmal jede Menge freischaltbare Gebäude, Einheitentypen und sonstige Verbesserungen bietet.
Wo wird denn hier gekämpft?
Einer unserer großen Kritikpunkte an Vikings: War of Clans sind die Kämpfe. Das Militär und der Kampf gegen KI-Feinde oder andere Spieler spielt in dem Free-to-Play-Titel eine gewichtige Rolle und es gibt auch eine breite Palette an unterschiedlichen Einheiten, die ihr rekrutieren könnt. Allerdings laufen die Gefechte komplett im Hintergrund ab. Ihr wählt lediglich ein Ziel aus und stellt den Trupp zusammen, der den Angriff übernehmen soll. Alles Weitere geschieht automatisch und ohne große grafische Präsentation. Das ist äußerst schade, hier wäre mehr drin gewesen. Gerade weil im fortgeschrittenen Spielverlauf der Kampf gegen andere Spieler und das Erobern von Territorien einen großen Stellenwert und Motivationsfaktor ausmacht, wäre es schön gewesen, wenn die Kämpfe nicht nur durch Zufall beziehungsweise dadurch entschieden werden, wer die meisten Ressourcen in seine Armee investiert hat.
Jarls brauchen Geduld
Wo wir gerade bei dem Thema sind: Vikings: War of Clans ist ein Aufbauspiel mit einem ganz typischen Free-to-Play-Modell. Wer kein Geld zahlen möchte, wird es früher oder später mit langen Wartezeiten beim Bau von Gebäuden oder der Einheitenausbildung zu tun bekommen. Am Anfang hält sich das Ganze noch in Grenzen, doch später werden Booster, die die Wartereien abkürzen, immer verlockender. Die könnt ihr zwar auch als Beute für erfolgreiche Kämpfe ergattern, aber natürlich hofft Plarium auf die besonders ungeduldigen Spieler, die Geld investieren, um sich diese Hilfsmittel zu sichern. Kurzum: Vikings: War of Clans ist mal wieder ein Spiel, das sich vor allem dann lohnt, wenn ihr nur ein oder zweimal am Tag für einen kurzen Zeitraum in eurer Wikingerstadt vorbeischauen wollt. Wer auf lange Zock-Sessions am Abend aus ist, ohne großartig Geld auszugeben, wird hier eher nicht glücklich.
Technisch macht Vikings: War of Clans hingegen eine gute Figur. Die Grafik bietet 2D-Landschaften und -Gebäude, die mit sehr flüssig animierten 3D-Charakteren versehen sind. Das sorgt für Leben auf dem Bildschirm und wirkt einfach sehr wertig, was man nicht von jedem Browser- und Mobilespiel behaupten kann. Auch die Texturen der Bauwerke und Umgebung im Allgemeinen machen eine gute Figur und überzeugen mit ihrer Schärfe. Untermalt wird das Geschehen von sehr schöner Musik. Zwar gibt es nicht viele unterschiedliche Stücke, doch die vorhandenen passen wunderbar zum Wikinger-Setting und könnten so auch in einem Skyrim oder The Witcher 3 zu hören sein. Hier haben die Verantwortlichen ganze Arbeit geleistet.
Bewertung
Grafik:
Die Technik ist das herausstechende Merkmal von Vikings: War of Clans, seine größte Stärke. Die 2D-Grafik hat viele Details zu bieten. Sie überzeugt mit knackigen Texturen und vor allem mit zahlreichen Animationen. Nicht in jedem Browserspiel gibt es so viel zum Gucken wie hier.
Sound:
In Sachen Soundeffekte mag das Spiel nichts Besonderes sein, dafür ist die Musik umso besser. Wir vermissen zwar ein wenig Abwechslung, da es nur recht wenig unterschiedliche Stücke sind. Doch die sind richtig gut gelungen und passen wunderbar zum Wikingerszenario.
Umfang:
Vikings: War of Clans bietet genug Inhalte, um über Wochen und Monate zu motivieren. Es gibt zahlreiche Gebäude und Einheiten, aber vor allem die vielen Fähigkeiten des Helden und die Items, mit denen ihr ihn ausstatten könnt, machen den Braten fett.
Spielspaß:
Vikings: War of Clans hat viele gute Zutaten, die es zu einem sehr guten Strategiespiel machen. Allerdings haben die Entwickler das Potenzial nicht ganz ausgeschöpft: Dass ihr in einem so kriegerischen Spiel nichts von den Kämpfen seht, ist suboptimal und auch die fehlende Möglichkeit, die Stadt nach eigenem Gusto zu gestalten, trägt dazu bei, dass der Titel nicht in die allerhöchsten Spielspaßregionen vorstößt.
Free-to-Play-Balance:
Wenn ihr Vikings: War of Clans nur stets ein paar Minuten am Tag spielen wollt, dann werdet ihr keinerlei Probleme mit dem Free-to-Play-Modell haben. Wollt ihr jedoch längere Sessions abhalten, wird das ohne den Einsatz von echtem Geld sehr ermüdend, da die Wartezeiten irgendwann Überhand nehmen.
- Cleveres Skill-System mit Auswirkungen auf eure gesamte Stadt und Armee
- Sehr hübsche Grafik, reich an Animationen
- Tolle, stimmungsvolle Musik
- Kein freies Platzieren von Gebäuden möglich
- Kämpfe laufen komplett im Hintergrund ab
Fazit
Vikings: War of Clans macht vieles richtig. Nicht nur, dass der Titel auf technischer Seite komplett überzeugt, auch spielerisch hat er einiges zu bieten. Der Aufbau der Stadt ist umfangreich und das Aufleveln des Helden und das Freischalten neuer Fähigkeiten macht einen großen Teil des Spielspaßes aus. Die einzelnen Spielsysteme greifen wunderbar ineinander und erzeugen eine gute Sogwirkung. Allerdings merkt man Vikings: War of Clans an, dass es noch viel besser hätte sein können. Warum können wir unsere Stadt nicht nach Belieben aufbauen, sondern sind auf die festgelegten Bauflächen beschränkt? Warum bekommen wir von den Kämpfen nichts mit? Dass wir unsere Einheiten nicht selber befehligen können, ist schade, aber dass es nicht mal eine nette optische Darstellung der Gefechte gibt, ist wirklich schwach. Schließlich spielt der Kampf gegen die KI und vor allem andere Spiele eine so wichtige Rolle in dem Titel. Können wir ihn dennoch empfehlen? Ja, denn das Wikingerszenario ist gut umgesetzt und die vorhandenen Gameplay-Elemente funktionieren gut. Am Ende hätte aber gerne noch etwas mehr Fleisch an der Keule sein dürfen.