Supremacy 1914 ist eigentlich ein richtig gutes Strategiespiel. Doch es gibt einen Aspekt, der uns den Spaß etwas raubt.
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Test: „Risiko“ im Browser
Wer hat nicht in seiner Kindheit, Jugend oder auch im Erwachsenenalter schon mal das gute, alte Brettspiel „Risko“ gespielt? Doch nicht immer sind genug Mitspieler da, um am heimischen Wohnzimmertisch eine Partie zocken zu können und dabei mit der Familie oder den Freunden um die Weltherrschaft zu würfeln. Wie gut also, dass es virtuellen Ersatz gibt. Das kostenlose Strategiespiel Supremacy 1914 bietet sich für all diejenigen an, die online mit anderen Mitspielern um Ländereien kämpfen wollen. Im Gegensatz zu „Risiko“ werden hier aber nicht die Würfel fallen gelassen und die Spieler machen ihre Züge auch nicht rundenweise. In dem Online-Titel des deutschen Entwicklers Bytro Labs verläuft der Krieg in Echtzeit, alle Spieler führen ihre Aktionen parallel zueinander aus. Das Ganze findet nicht in einer persistenten Welt statt, stattdessen nehmt ihr an Partien teil. Für eure Leistungen sammelt ihr Punkte, die euch in der Rangliste aufsteigen lassen. Das macht im Wesentlichen das Metagame aus.
Alternative Geschichtsschreibung
Der Name des Spiels macht es denjenigen, die halbwegs im Geschichtsunterricht aufgepasst haben, deutlich: In Supremacy 1914 spielt ihr den Ersten Weltkrieg nach – oder auch nicht. Denn es ist nicht so, als würden hier historisch korrekt das Deutsche Kaiserreich, Österreich-Ungarn und die anderen Nationen der sogenannten Mittelmächte gegen die zahlenmäßig überlegene Entente beziehungsweise die Alliierten, also Frankreich, Großbritannien, Russland, die USA und so weiter, kämpfen. In jeder Partie, die auf einer von diversen, unterschiedlich großen Karten gespielt wird, übernehmt ihr einen der Staaten und verfolgt als solcher eure ganz eigenen Ziele. Mit wem ihr euch verbündet und welchem Land ihr den Krieg erklärt, liegt ganz bei euch.
Vielmehr dient also die Zeit des Ersten Weltkriegs mit ihren damaligen Nationen und den zur Verfügung stehenden Technologien als Szenario, nicht die „Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts“ an sich. Dadurch, dass die Spieler die volle Kontrolle über das Geschehen haben, entstehen wie in einem Civilization ganz unterschiedliche Kriegsverläufe und somit individuelle Geschichten. Das verleiht Supremacy 1914 eine Form von Sandbox-Charakter. Dadurch unterscheidet sich jede eurer gespielten Partien von den anderen, was dem Langzeitspaß zugutekommt.
Brettspiel ohne Brett
Was zunächst sehr komplex wirkt, ist eigentlich recht simpel. Das gilt sowohl für das Gameplay als auch die Technik. Supremacy 1914 läuft im Browser und hat dementsprechend eine sehr einfach gehaltene 2D-Grafik. Klar, heutzutage sind deutlich aufwendigere Dinge möglich, aber das Spiel von Bytro Labs ist nicht hässlich und hat auch schon einige Jahre auf dem Buckel. Die Weltkarte könnte so auch das Spielbrett von „Risiko“ schmücken. Die einzelnen Länder sind unterschiedlich eingefärbt und kleine Symbole zeigen an, wo Truppen stationiert sind, wie groß sie sind, wo die verschiedenen Städte liegen und welche Waren dort produziert werden. Das alles ist sehr unspektakulär, hat aber den großen Vorteil der Übersichtlichkeit. Auf einen Blick erkennt ihr, wie groß euer Herrschaftsgebiet ist, was bei einer stark ausgearbeiteten Darstellung der Welt vielleicht nicht so gut möglich gewesen wäre. Lediglich die Stadtbildschirme sind mit richtigen 2D-Modellen von Gebäuden bestückt, allerdings sehen alle Siedlungen fast identisch aus, was schade ist. Noch kritischer ist jedoch die Soundkulisse zu beurteilen: Die gibt es nämlich gar nicht. Nicht mal Musik kommt zum Einsatz.
Reiche Nationen haben größere Armeen
Aber bei Supremacy 1914 kommt es schließlich auf die inneren Werte an. Und hier offenbart sich der Titel als solides Globalstrategiespiel. Die Basis eures Erfolgs sind die Ressourcen, die euch zur Verfügung stehen. Jede Stadt produziert eine andere Ware. Die einen liefern Getreide, die anderen Fisch und außerdem gibt es noch Eisenerz, Holz, Kohle, Öl und Gas. Außerdem wirft jede Stadt Steuern ab. Ohne Geld in der Kasse lassen sich keine neuen Gebäude bauen oder Soldaten rekrutieren. Aber auch die Rohstoffe sind elementar wichtig, wenn ihr eure Armee vergrößern wollt. Je mehr Menschen für euch kämpfen, desto mehr Nahrung wird logischerweise verbraucht. Die Soldaten können ja schlecht hungrig in die Schlacht ziehen.
Solltet ihr einen Mangel an bestimmten Ressourcen haben, bleiben euch drei Möglichkeiten: Ihr erobert die Städte anderer Spieler, in denen jene Waren hergestellt werden, was natürlich die riskanteste Methode ist. Alternativ verbündet ihr euch mit ihnen und tauscht die Rohstoffe direkt aus. Oder ihr kauft das, was ihr braucht, auf der Börse ein, wenn ihr genug Geld habt. Das geht sowohl mit den verdienten Moneten als auch mit der Premiumwährung, der Goldmark. Wer echtes Geld in Supremacy 1914 investiert, kann sich durchaus Vorteile verschaffen. Da der Titel stark auf PvP aus ist und ihr euch mit vielen Ressourcen eine riesige Armee leisten könnt, um andere Nationen zu überrennen und die Partie so zu dominieren, kann sich Supremacy 1914 nicht von einem Pay-to-Win-Aspekt freisprechen. Das ist sehr schade, da ansonsten so viel für das Spiel spricht.
Grafik:
Supremacy 1914 ist alles andere als aufwändig gestaltet. Die Weltkarte sieht brettspielartig aus, was jedoch zur guten Übersicht beiträgt. Die Stadtbildschirme sind da schon wesentlich detaillierter, sehen aber allesamt fast identisch aus und sind spartanisch animiert. Supremacy 1914 ist deswegen nicht hässlich, aber die simple Optik mag dem einen oder anderen zu schlicht sein.
Sound:
Hier gibt es nicht viel zu sagen: Musik oder Sound-Effekte gibt es in Supremacy 1914 nicht. Dadurch büßt der Titel an Atmosphäre ein, denn eigentlich gehört zumindest eine Hintergrundmusik bei Computerspielen zum guten Ton, buchstäblich.
Umfang:
Supremacy 1914 bietet mehrere Karten, die unterschiedlich groß ausfallen und somit für verschiedene Spieleranzahlen geeignet sind. Ansonsten gibt es nicht viel Umfang. In jeder Stadt lässt sich die gleiche, begrenzte Menge an Gebäuden errichten, es gibt auch nicht viele verschiedene Einheiten. Supremacy 1914 lebt von der Dynamik, die durch die Handlungen der Spieler entsteht, und motiviert dadurch auf lange Sicht. Eine große Liste an Features und Inhalten ist da gar nicht nötig.
Spielspaß:
Das Konzept von Supremacy 1914 ist äußerst spannend. Der Echtzeitfaktor, der Sandbox-Charakter, die Interaktion mit anderen Spielern - das sind die Dinge, die das Strategiespiel aus der Masse herausstechen lassen und für langanhaltenden Spaß sorgen.
Free-to-Play-Balance:
Das Geschäftsmodell ist die große Krux von Supremacy 1914. Ressourcen lassen sich mit Premiumwährung kaufen, genauso dient die Goldmark dazu, um gegnerische Spieler auszuspionieren oder die eigenen Gebäude schneller ausbauen zu können. All das hinterlässt in einem auf PvP ausgelegten Spiel einen faden Beigeschmack. Zum Glück könnt ihr private Partien mit Freunde spielen, da sollte all das kein Problem sein. Aber in den öffentlichen Matches zehrt das Geschäftsmodell am Spielspaß.
- Sandbox-Konzept für dynamische Partien
- Einsteigerfreundlich
- Echtzeit-Gameplay sorgt für Spannung
- Private Spiele mit Passwortschutz möglich
- Pay-to-Win-Faktor
- Gar kein Sound
- Städte sehen alle fast gleich aus
Fazit
Es ist schon schade: Supremacy 1914 überzeugt spielerisch eigentlich auf ganzer Linie. Das Sandbox-Prinzip, in dem ihr euch eure Verbündeten und Feinde frei aussuchen könnt und dadurch jede Partie einen anderen Verlauf nimmt, macht einen großen Anteil der Faszination aus. Die eigentlichen Spielmechaniken glänzen zwar nicht mit Komplexität, aber dafür fällt der Einstieg auch nicht so schwer. Der Echtzeitfaktor macht Supremacy 1914 gleich doppelt so spannend, da alle Spieler ihre Schachzüge gleichzeitig ausführen.
Wenn es einen Kritikpunkt gibt, der hauptsächlich dafür verantwortlich ist, dass der Titel nicht die Höchstwertung erhält, dann ist es das Geschäftsmodell. Wenn Ressourcen ein wichtiger Bestandteil des Aufbaus unserer Armee sind und wir sie uns mit der Premiumwährung in Massen kaufen können, dann ist das Pay-to-Win. Unsere Empfehlung daher: Sucht euch ein paar Freunde, startet eine private, passwortgeschützte Partie und spielt somit nur mit Leuten, die ihr persönlich kennt. Dann ist Supremacy 1914 eine fantastische Feierabendbeschäftigung.