RuneScape feiert seinen 18. Geburtstag. Wir nehmen das zum Anlass, auf die Geschichte des MMOs zurückzublicken.
18 Jahre MMO-Historie
Für uns Menschen ist der 18. Geburtstag ein ganz besonderer. In Deutschland gelten wir ab diesem Tag als volljährig. Das bedeutet, wir dürfen jegliche Form von Alkohol trinken, in die Ü18-Abteilung von Videotheken (also die zwei, die es gefühlt noch gibt) und sämtliche brutalen Ego-Shooter und Horrorspiele kaufen, die der Markt so zu bieten hat. Ja, die Volljährigkeit hat schon ihre Vorzüge. Wäre RuneScape ein Mensch, dürfte es all diese Dinge ab sofort hierzulande ebenfalls genießen. Doch nur, weil es kein lebender Organismus, sondern ein MMORPG ist, heißt das nicht, dass sein 18. Geburtstag etwas vollkommen Unspektakuläres wäre.
Immerhin wird nicht jedes Online-Spiel so alt. Wie viele MMOs sind schon nach wesentlich kürzerer Zeit aufgrund mangelnden Erfolgs eingestellt worden? Und selbst der Platzhirsch World of WarCraft hat noch nicht dieses stolze Alter erreicht (dafür braucht das Blizzard-Spiel noch mehr als drei Jahre). Dass ein Online-Rollenspiel so lange Bestand hat und nach wie vor von einer ausreichend großen Anzahl zahlender Leute gespielt wird, damit es auch noch viele weitere Jahre am Laufen gehalten wird, ist schon eine Besonderheit. RuneScape ist zwar nicht das am längsten aktiv betreute MMORPG (da haben etwa EverQuest mit bald 20 und erst recht Ultima Online mit über 21 Jahren die Nase vorn), aber zu den Oldies des Genres gehört es definitiv. Doch alt bedeutet in diesem Fall nicht veraltet.
Zugegeben, mit modernen Genrevertretern wie The Elder Scrolls Online oder Final Fantasy 15: A Realm Reborn, um mal zwei Titel aus diesem Jahrzehnt zu nennen, kann RuneScape technisch nicht mithalten. Doch die heutige Version hat recht wenig mit dem zu tun, was der britische Entwickler Jagex am 4. Januar 2001 veröffentlicht hat. Damals bestand die Welt von RuneScape noch aus einem Mix aus 3D- und 2D-Modellen. Heute sind jeder Charakter und jedes Objekt innerhalb des virtuellen Fantasy-Reichs dreidimensional.
Die Vorgeschichte
Die Geschichte von RuneScape beginnt aber eigentlich schon einige Jahre früher: 1998 ist Andrew Gower Student an der University of Cambridge. Dort entwickelt er DeviousMUD, ein Rollenspiel mit 2D-Grafik und isometrischer Perspektive. Das „MUD“ steht hier für den Begriff Multi User Dungeon, der die Vorläufer der modernen MMOs bezeichnet. Multi User Dungeons waren in der Regel rein textbasierte Spiele. DeviousMUD hätte auch ursprünglich so eines werden sollen, doch dann entschied sich Andrew, der seine beiden Brüder Paul und Ian mit ins Boot holte, für ein grafikbasiertes Rollenspiel.
Die erste Version erblickte nie das Licht der Öffentlichkeit. Nachdem er es selbst ausprobiert hatte, entschied sich Andrew Gower dazu, den Code von DeviousMUD komplett neuzuschreiben. Fast ein Jahr später veröffentlichte er eine neue Version des Spiels, die sich optisch und inhaltlich jedoch kaum von der vorherigen Fassung unterschied, als Beta. Doch nach nur einer Woche nahm Gower sie wieder offline. Die kurze Lebenszeit von DeviousMUD führte dazu, dass gerade einmal rund 20 Leute das Spiel spielen konnten. Doch die drei Gower-Brüder sollten mit ihrem nächsten Projekt eine viel größere Masse von Leuten an die PC-Monitore fesseln.
RuneScape: Grundstein für ein erfolgreiches Unternehmen
Auf der Grundlage von DeviousMUD entwickelten die Engländer die erste Version von RuneScape, die 2001 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Damals war das Spiel noch kostenlos. Doch die Gowers hatten größere Pläne, wollten mit ihrem Werk Geld verdienen. Den Namen Jagex hatten sie schon seit Ende der Neunziger verwendet, zur richtigen Firma wurde sie aber erst im Erscheinungsjahr von RuneScape, als sie mit Constant Tedder jemanden fanden, der die Geschäftsführung übernahm. 2002 wurde aus dem MMORPG ein kommerzielles Produkt, als Jagex ein Abo-Modell einführte. Bis heute könnt ihr RuneScape zwar gratis herunterladen, aber wer nichts zahlt, wird auch nur einen Teil der Inhalte zu Gesicht bekommen. Das komplette Spielerlebnis gibt es nur für Abonnenten.
Der Titel entwickelte sich zu einem Erfolg. Jagex verdiente genug Geld, um nicht nur die Server am Laufen halten zu können, sondern das Spiel auch stetig zu verbessern. Nicht nur neue Features wie weitere Gebiete und Quests sollten die Spieler bei Laune halten, auch technisch wollte man große Sprünge nach vorne machen. Das zeigte sich 2004, als der Entwickler RuneScape 2 veröffentlichte.
Auch wenn der Name es vermuten lässt, handelte es sich hierbei nicht um einen richtigen Nachfolger, sondern einfach nur eine modernere Version. Der 2D-/3D-Mix der Urform von RuneScape wich einer kompletten 3D-Engine. Außerdem wurden das Kampfsystem und Interface überarbeitet und es gab viele kleinere Neuerungen. Beispielsweise war es von da an möglich, im Spiel zu sprinten. Wer die alte Fassung weiterhin spielen wollte, konnte das dank RuneScape Classic tun. Jener Ableger überlebte angesichts seiner schwachbrünstigen Technik ganz schön lange: Im August des vergangenen Jahres zog Jagex die Stecker.
Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Die Jahre vergingen und RuneScape wuchs und wuchs. Im März 2007 verzeichnete Jagex mehr als neun Millionen registrierte Spieler. Klar, nur ein kleiner Teil davon hatte auch ein Abonnement abgeschlossen, aber es reichte aus, damit die Kassen des Entwicklerstudios klingelten. Doch es lief nicht alles so, wie sich Jagex das vorgestellt hatte. Zum einen hatte man mit Cheatern zu kämpfen. Allein 2006 wurden Tausende Accounts von Spielern, die sich nicht an die Regeln hielten, gebannt. Ein viel größeres Problem waren jedoch die zahlreichen Goldseller, die die In-Game-Währung in der echten Welt für echtes Geld verkauften und die Server mit Bots überschwemmten. Dagegen musste Jagex natürlich vorgehen.
Die gewählten Mittel des Entwicklers stießen aber nicht gerade bei wenigen Spielern auf Kritik. Jagex entfernte mehrere Features, unter anderem die Möglichkeit, in der Region „Die Wildnis“ andere Spieler zu töten. Daraufhin äußerten die Fans massenweise ihren Unmut im offiziellen Forum. Und nicht nur das: Man geht davon aus, dass zu der Zeit über 60.000 Abos gekündigt wurden. Unklar ist bloß, wie viele davon auf normale Spieler fielen und wie viele auf Goldseller. Doch trotz dieses Rückschlags liefen die Server weiter, RuneScape blieb ein profitables Projekt.
Große Updates gegen das Altern
2008 veröffentlichte Jagex mit RuneScape High Detail, kurz RuneScape HD, eine grafische Überarbeitung des Spiels. Detailliertere Texturen, bessere Licht- und Schatteneffekte sowie ein Vollbildmodus sorgten für eine hübschere, fortschrittlichere Optik. Der nächste große Sprung erfolgte 2013 mit RuneScape 3. Nicht nur gab es erneut viele grafische Verbesserungen, zum Beispiel schickere Wettereffekte, sondern auch eine Benutzeroberfläche, die sich den eigenen Wünschen nach anpassen lässt, einen orchestralen Soundtrack und einen größeren Fokus auf Geschichten, deren Verlauf von den Spielern beeinflusst wird (Stichwort Welt-Events).
Ähnlich wie schon beim Wechsel zu RuneScape 2 neun Jahre zuvor entschied sich Jagex dafür, die vorherige Version nicht komplett über Bord zu werfen. Mit Old School RuneScape startete 2013 ein Ableger, der auf dem Quellcode des Spiels vom 10. August 2007 basierte. Im Verlauf der Zeit wurde er aber mit Updates versorgt und immer weiter verbessert, ohne sich dabei zu sehr von dem zu entfernen, was RuneScape 2 war. Warum auch? Wer ein moderneres Spielerlebnis bevorzugt, der spielt eben das normale RuneScape, das sich seit 2013 ebenfalls stetig weiterentwickelt hat.
Heute hat RuneScape immer noch eine aktive Community. Zudem ist der PC nicht mehr die einzige Plattform, auf der ihr den Titel zocken könnt. Schon seit 2017 ist er auch auf Mobilgeräten spielbar. Regelmäßig sind über 100.000 Spieler zeitgleich auf den Servern des Multiplayer-Spiels unterwegs. Das mag zwar kein Vergleich zu den Spielerzahlen sein, die ein Fortnite oder League of Legends hat, aber für ein so altes MMO sind die Zahlen doch sehr ordentlich. Und da Jagex nicht damit aufhört, neue Inhalte zu kreieren und Updates zu veröffentlichen, gehen wir davon aus, dass RuneScape dem Unternehmen schon einen Profit beschert. Die Chancen, dass der Titel gar 20 oder noch viel mehr Jahre alt wird, stehen also ganz gut. Und bevor die Technik den Spielern als zu stark veraltet erscheint, wird Jagex bestimmt RuneScape 4 veröffentlichen.