Mit League of Angels 3 hat Yoozoo Games 3D-Grafik für sich entdeckt. Unter der neuen Fassade steckt aber viel Bekanntes.
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Test: Grafik ist nicht alles, aber wichtig
Wer an Online-Rollenspiele denkt, hat mit großer Wahrscheinlichkeit als erstes World of WarCraft im Kopf – oder eben den Titel, den man selber am intensivsten gespielt hat. Eine Reihe, die vielen vermutlich gar nicht in den Sinn kommt, ist League of Angels. Und doch hat sie sich als sehr beliebt erwiesen. Die Titel des chinesischen Entwicklers Yoozoo Games (ehemals Youzu Entertainment) werden in ihrer Heimat von vielen gespielt, haben aber genauso in der westlichen Welt und eben auch bei uns in Deutschland ihre Fans. Mittlerweile ist League of Angels 3 auf dem Markt. Der jüngste Ableger der Serie präsentiert sich grafisch von einer deutlich moderneren Seite als seine Vorgänger. Dass das aber nicht bedeuten muss, dass sich auch inhaltlich viel verändert hat, verrät euch unser Test.
Kämpfende Engel im Browser
Falls es nun Leser unter euch geben sollte, die noch nie etwas von League of Angels 3 oder den ersten beiden Teilen gehört haben, wollen wir die natürlich nicht im Dunkeln stehen lassen: League of Angels 3 ist ein MMORPG, das komplett im Browser läuft und in einer Fantasy-Welt spielt, in der es vor Engeln nur so wimmelt. Nicht den klassischen Engeln mit weißem Gewand und Heiligenschein über dem Kopf, sondern durch die Bank weg höchst attraktiven Damen und Herren in Rüstungen oder anderen bunten Kostümen. Ihr spielt einen dieser Engel, der dazu auserkoren ist, gegen die Mächte der Finsternis zu kämpfen und die Welt zu beschützen.
Um League of Angels 3 spielen zu können, müsst ihr euch genau wie bei den Vorgängern nichts herunterladen. Es gibt zwar auch eine Desktop-App, aber selbst wenn ihr die installiert, wird nicht das komplette Spiel auf euren Rechner heruntergeladen. Die Software ist vor allem ein schnellerer Weg, um die Welt von League of Angels 3 zu betreten. Man hat das Programm eben fixer aufgerufen, als einen Browser geöffnet, um über den auf die Webseite des MMOs zu gehen. Darüber hinaus lief das Spiel auf unserem Testrechner in der App flüssiger als in Google Chrome. Der Unterschied ist aber nicht so gewaltig, dass ihr den Download tätigen müsst, weil der Titel sonst nicht vernünftig spielbar wäre.
Alle für einen
Im Gegensatz zu vielen anderen Online-Rollenspielen seid ihr in League of Angels 3 nicht auf einen einzigen Charakter beschränkt. Es gibt zwar eine klare Hauptfigur, doch die steht in den Kämpfen nicht lange allein ihren Feinden gegenüber. Bereits nach wenigen Minuten schließt sich ein weiterer Recke eurem Helden oder eurer Heldin (das Geschlecht dürft ihr frei wählen) an. Nach einer Spielstunde habt ihr dann längst eine komplette Kampftruppe beisammen.
Das Sammeln von Helden ist auch eine der Hauptmotivationen in League of Angels 3. In dem Online-Spiel gibt es tapfere Recken wie Taschenmonster in einem Pokémon-Spiel. Jeder von ihnen hat seine eigenen Fähigkeiten und ist einer Klasse zugeordnet. Die Rollenverteilung entspricht dabei den Genrestandards: Es gibt Damage-Dealer, Heiler und Tanks. Wie ihr eure Kampfgruppe zusammenstellt, bleibt euch überlassen, sofern ihr denn dann mal mehr Charaktere rekrutiert habt, als in euren Squad hineinpassen.
Hier levelt nicht nur der Hauptcharakter
Wie sich das für ein Rollenspiel gehört, entwickeln sich eure Heroen im Laufe der Zeit weiter. Bei eurem Hauptcharakter geschieht das auf die klassische Art und Weise: Indem ihr Quests erfüllt und Kämpfe bestreitet (und siegreich seid), sammelt ihr Erfahrungspunkte, die euren Recken im Level aufsteigen lassen. Die anderen Kämpfer wiederum werden mit speziellen Schriftrollen aufgelevelt, die ihr hin und wieder als Belohnungen erhaltet. Ihr müsst selber entscheiden, welche eurer Figuren ihr damit im Rang aufsteigen lasst. Außerdem sei gesagt, dass ihr sie nur bis zu dem Level aufstufen könnt, auf dem sich euer Hauptheld befindet.
Wenn ihr aber glaubt, das sei schon ein großer Teil der Progression in League of Angels 3, habt ihr euch geschnitten. Das Fantasy-Spiel aus Fernost wirft mit Fortschrittssystemen um sich wie Karnevalisten am Rosenmontag mit Kamelle. Nicht nur die Helden lassen sich aufleveln, sondern auch deren Items. Ihr könnt also sowohl die Rüstungsteile als auch die Waffen verbessern, genauso euer Reittier und eure Flügel (auch das bekommt ihr beides sehr früh im Spiel).
Außerdem trägt euer Hauptcharakter eine besondere Waffe: eine sogenannte „Divine Arma“. Davon gibt es im Spiel mehrere, die ihr im späteren Spielverlauf freischaltet. Innerhalb der ersten Spielstunde sammelt ihr aber bereits die Teile des ersten Items dieser Art. Von der göttlichen Waffe hängen die drei Fähigkeiten ab, die ihr im Kampf einsetzen könnt. Und wie ihr euch das nun sicherlich denken könnt, lassen sich auch diese Spezialwaffen im Laufe der Zeit verbessern.
Für alles gibt es eigene Gegenstände, die ihr auf unterschiedliche Arten im Spiel sammelt. Manches erhaltet ihr als Questbelohnung, anderes in Dungeons. Und natürlich könnt ihr hier auch mit Echtgeld nachhelfen, um die Progression eurer Charaktere und Items zu beschleunigen. Zu einem Pay-to-Win-Spiel wird League of Angels 3 dadurch zwar nicht, aber ihr könnt euch sicherlich ausmalen, wie mühsam es auf höheren Stufen ist, einzelne Dinge aufzuleveln. Da artet der Titel dann gerne mal in Arbeit aus.
Wahre Helden brauchen keine Anweisungen
Viel „arbeiten“ müsst ihr in League of Angels 3 aber eigentlich gar nicht. Denn wie schon die beiden Vorgänger spielt sich das MMO zu einem Großteil von selbst. Es ist daher nicht ganz verkehrt, League of Angels 3 in eine Schublade mit Idle-Games wie Clicker Heroes zu stecken. Euer Charakter bewegt sich automatisch von einem Questgeber zum anderen und auch in den Kämpfen, die ein Hauptbestandteil des Spiels sind, agieren eure Recken selbstständig. Einzig die drei Spezialfähigkeiten eures Haupthelden könnt ihr aktiv einsetzen. Das ist in den meisten Gefechten aber gar nicht notwendig, eure Truppe erringt auch ohne euer Zutun Siege. Und wenn euer Held seine Skills automatisch einsetzen soll, aktiviert ihr eben einfach den „Auto“-Modus. Übrigens: Das Kampfgeschehen in League of Angels 3 lässt sich mit einem Mausklick beschleunigen, dann dauern die Auseinandersetzungen nur halb so lange.
Selbst das Annehmen von Quests oder Belohnungen erfordert nicht zwingend eine Eingabe von euch. Sprecht ihr mit einem Questgeber, läuft ein Countdown und ist der abgelaufen, wird das entsprechende Textfenster automatisch geschlossen und eben der nächste Auftrag oder der Lohn für eine erfüllte Mission akzeptiert. Ihr könntet also alles auf automatisch stellen, vom Rechner weggehen, Stunden später zurückkommen und dann einen Helden begrüßen, der einige Levels aufgestiegen ist.
„Muss ich denn dann gar nichts machen?“ mögt ihr nun fragen. Nun ja, zu 100 Prozent von alleine spielt sich League of Angels 3 nicht. Ihr trefft vor allem die strategischen Entscheidungen hinsichtlich eurer Gruppe: Welche Charaktere nehmt ihr in die aktive Kampftruppe auf? Wie positioniert ihr sie auf dem Schlachtfeld? Welche Waffe gebt ihr eurem Helden in die Hand? Welcher Aktivität geht ihr als nächstes nach? Und welches Ziel fasst ihr eigentlich ins Auge? Außerhalb der normalen Quests hat League of Angels 3 so einiges zu bieten, sowohl im PvE- als auch PvP-Bereich. Vieles davon wird erst im Verlauf eurer Heldenreise freigeschaltet.
Abwechslung? Die haben andere Spiele nötiger
Letztendlich geht es aber immer darum, Kämpfe zu bestreiten. League of Angels 3 ist bei weitem kein abwechslungsreiches Spiel. Allerdings stellt sich auch die Frage, ob das bei einem Idle-Game überhaupt eine Rolle spielt? Wenn ihr sowieso in den seltensten Fällen aktiv etwas machen müsst und euch vor allem die vielen Progressionssysteme im Spiel halten, dann ist es auch egal, wie eure Aufgaben aussehen? Wenn es in einem Warframe oder Path of Exile schon nicht stört, dass ihr im Kern stundenlang immer das Gleiche macht (Gegner töten), wieso sollten wir League of Angels 3 dann dafür kritisieren? Und in den beiden genannten Spielen könnt ihr euch nicht einfach zurücklehnen und die KI die Arbeit für euch machen lassen.
Das Auge spielt mit
Dass Yoozoo Games‘ jüngster Titel kein Gameplay-Meisterwerk ist, dürfte dennoch offensichtlich sein. Der Grund, warum jemand mehrere Stunden mit ihm verbringt, sind einzig und allein die vielen Arten, Fortschritt zu erzielen und nicht das, was man eigentlich macht. Doch Idle-Games sind kein Nischengenre, sondern weltweit beliebt. Als solches funktioniert League of Angels 3 auch besser als seine Vorgänger. Das liegt aber nicht an spielerischen Neuerungen, sondern der moderneren Technik. Gut, so schön wie ein Guild Wars 2 oder ArcheAge ist es nun nicht gerade. League of Angels 3 befindet sich eher auf dem Niveau eines ordentlichen Mobilegames. Aber ihr müsst eben auch bedenken, dass es sich hierbei immer noch um ein Browserspiel handelt.
Das Wichtigste ist der Wechsel von 2D zu 3D. Im Vorgänger werden die Charaktere zwar als Polygonmodelle dargestellt, die Umgebungen hingegen sind flach. In League of Angels 3 gehören die vorgerenderten Hintergründe der Vergangenheit an. Die Kamera lässt sich dadurch frei drehen und zoomen und das Spiel wirkt insgesamt deutlich moderner als der zweite Teil. Den Levels mangelt es aber doch an Details. Es finden sich so gut wie keine einzelnen Objekte, sondern fast ausschließlich Architektur. Dafür bekommt ihr in den Kämpfen spektakuläre Effekte zu sehen. Wenn die Charaktere ihre besonders mächtigen Attacken ausführen, wird eine Lichtshow entfacht, der man gerne zuschaut. Untermalt wird die Action von treibender Orchestermusik, die auch nach mehreren Stunden nicht nervig wird. Lediglich die Soundeffekte klingen dann doch recht billig. Die lassen sich aber auch separat abschalten, wenn ihr sie nicht lange ertragen könnt.
Fazit
„Schuster, bleib bei deinen Leisten!“ Dieses Sprichwort gibt es in der Form im Chinesischen vermutlich nicht, aber etwas Ähnliches muss sich Yoozoo Games gedacht haben, als es League of Angels 3 entwickelt hat. Inhaltlich macht es nämlich gar nicht so viel anders als sein Vorgänger. Klar, es gibt ein paar neue Progressionssysteme und Aktivitäten, aber die ändern ja nichts am grundlegenden Spielablauf. Wenn es darum geht, wie sich der Titel spielt, lässt sich das schlicht mit „So wie League of Angels 2“ zusammenfassen. Wer damit seinen Spaß hatte, hat eigentlich keinen Grund, nicht auf den dritten Teil umzusteigen. Der sieht dank seiner 3D-Grafik deutlich besser aus. Und das kommt dem Idle-Game-Prinzip sehr zugute. Denn wenn ihr schon nicht spielerisch gefordert werdet, soll doch wenigstens das Zuschauen Spaß machen.
Klar ist aber auch, dass League of Angels 3 für diejenigen keinen Blick wert ist, die schon mit den Vorgängern nichts anfangen konnten. Jeder, der ein MMO mit gutem Spieldesign sucht, sollte sich anderweitig umschauen, denn damit kann das neue Werk von Yoozoo Games nicht dienen. Es ist eben ein Idle-Game und macht auch keinen Hehl daraus. Als solches funktioniert es gut, auch wenn man bei den ganzen Fortschrittssystemen gerne mal die Übersicht verliert.
- Ordentliche 3D-Optik
- Schöne Musik
- Viel zu tun
- Motivierende Progressionssysteme, ...
- ... sind aber einen Tick zu zahlreich
- Kaum spielerischer Anspruch
- Schlechte Soundeffekte