Game of Thrones Winter Is Coming bietet viel Fanservice, aber wenig Anspruch. Lohnt es sich dennoch?
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Test: Ein zweischneidiges Schwert
Da ist es nun also, das offizielle Browsergame zur erfolgreichen TV-Serie "Game of Thrones"! Wie lange schon wünschen sich die Fans der HBO-Produktion, die auf der Romanreihe "Das Lied von Eis und Feuer" von George. R. R. Martin basiert, ein vernünftiges Computer- beziehungsweise Videospiel rund um das Fantasy-Reich Westeros und all seine bekannten Charaktere wie Jon Schnee, Tyrion Lennister oder Daenerys Targaryen? Allzu viele Titel kamen bislang nicht auf den Markt und keiner der vorhandenen konnte so richtig überzeugen. Das Strategiespiel A Game of Thrones: Genesis und das Rollenspiel Game of Thrones (beide von Entwickler Cyanide) versumpften im Mittelmaß. Selbst das Episoden-Adventure von Telltale Games, das mit der Serienlizenz um die Ecke kam, wurde nicht so positiv empfangen wie zuvor etwa The Walking Dead - Season One.
Nun tritt Game of Thrones Winter Is Coming an, um Fans der Serie, die zugleich gerne am PC zocken, zu begeistern. Hierbei handelt es sich um ein Browsergame, das von keinem unbekannten Studio entwickelt wurde. Yoozoo Games aus China hat sich in der Browsergame-Sparte mit League of Angels und seinen beiden Nachfolgern einen Namen gemacht. Doch so erfolgreich jene Titel auch sind, inhaltlich weisen sie so manche Schwäche auf, vor allem wenn es um das eigentliche Gameplay geht. Ist Yoozoo Games hier im Strategiegenre etwas gelungen, das mehr Tiefgang und bessere Mechaniken bietet? Wir haben uns Game of Thrones Winter Is Coming angeschaut und dabei festgestellt: Es hat sowohl die Stärken der "League of Angels"-Spiele als aber leider auch deren Schwächen.
Das Schicksal von Westeros mitbestimmen
Westeros ist ein Reich, in dem Kriege, Morde, Intrigen, eben all das Schlechte, was die Menschheit in der Lage ist hervorzubringen, an der Tagesordnung stehen. Inmitten dieser düsteren, brutalen Welt findet ihr euch in Game of Thrones Winter Is Coming wieder. Anstatt aber für eines der bekannten Häuser aus der Fernsehserie in den Kampf zu ziehen, schreibt ihr eure komplett eigene Geschichte.
Ihr seid der Herr eurer eigenen Festung sowie Armee und habt das Ziel, zur Nummer 1 in Westeros zu werden. Auf jedem Server des Multiplayer-Spiels existiert eine eigene Variante des gesamten Kontinents. Es ist nicht so, als hätte Yoozoo Games die Welt detailliert nachgebaut, aber wenn ihr mit der Kamera über die Weltkarte fliegt, werdet ihr schnell merken, dass die grobe Topografie mit der Vorlage übereinstimmt.
Aufbauteil mit Grenzen
Quer über die Map sind die Städte aller Spieler verteilt. Eure Siedlung ist der Ort, an dem ihr in Game of Thrones Winter Is Coming mit Abstand am meisten Zeit verbringt. Wer sich erhofft hat, die Haus für Haus selbst aufzubauen, den müssen wir allerdings enttäuschen. Yoozoo Games hat den spielerischen Fokus nicht auf den Aufbaupart gelegt. Startet ihr Game of Thrones Winter Is Coming zum ersten Mal, habt ihr bereits eine prächtige Burg vor Augen. Es gibt zwar viele Gebäude, die ihr erst nach und nach errichtet, aber ihr seid dabei auf feste Bauplätze limitiert. Innerhalb der Mauern ist streng vorgegeben, wo welche Einrichtung entstehen darf. Außerhalb habt ihr pro Slot immerhin ein paar Auswahlmöglichkeiten, doch erwartet nicht, dass ihr "die Stadt eurer Träume" aufbauen könnt. Dafür solltet ihr dann doch lieber zu einem Forge of Empires oder Die Siedler Online greifen.
Während die Gebäude vor euren Stadtmauern Ressourcen produzieren, haben die im Kern der Stadt speziellere Funktionen. Neben den Barracken, in denen ihr eure Soldaten ausbildet, und dem Krankenhaus, wo verletzte Einheiten medizinisch versorgt werden, gibt es zum Beispiel den Meisterturm, der es euch ermöglicht, neue Technologien zu erforschen. Der Bunker ist ebenfalls nützlich, da ihr hier Einheiten unterbringt, die im Fall eines Angriffs auf eure Stadt geschützt sind. Die Anzahl an Gebäuden und Funktionen kann sich also durchaus sehen lassen, nur ist der pure Aufbau der Stadt eben kein spielspaßförderndes Element. Das liegt nicht nur an den limitierten Freiheiten, sondern auch an den teils sehr langen Wartezeiten.
Geduld oder Geld? Was bringt ihr auf?
Dass Aufbauspiele im Browser gerne damit arbeiten, dass es zum Beispiel Stunden dauern kann, ein Gebäude zu errichten oder (was in Game of Thrones Winter Is Coming sehr wichtig ist) auszubauen, dürften Spieler, die schon viel Erfahrung auf dem Gebiet gesammelt haben, nur zu gut wissen. Yoozoo Games' neues Werk bildet da keine Ausnahme. Am Anfang geht es noch recht zügig, neue Einrichtungen aus dem Boden zu stampfen, doch schon nach vergleichsweise kurzer Zeit kann es Stunden dauern, bis ein Bauprojekt abgeschlossen ist.
Soldaten, die keine Befehle brauchen
Nun ist Game of Thrones Winter Is Coming eben kein friedliches Aufbauspiel. Hier geht es um Krieg. Dementsprechend kämpft ihr sehr viel und das bedingt wiederum, dass ihr eine schlagkräftige Armee aufstellt. Die normalen Schlachten gestalten sich leider als sehr simpel. Vorab wählt ihr die Truppen aus, die ihr in den Kampf schicken wollt, ebenso die Helden, die sie anführen sollen (zu denen weiter unten mehr). Dann schaut ihr euren Reitern, Speerträgern, Bogenschützen und Schwertkämpfern einfach dabei zu, wie sie den Gegner (hoffentlich) überrennen. Interaktiv sind diese Gefechte nicht.
Etwas anders verhält es sich mit den Kämpfen, die ihr über den Wehrholzbaum startet. Dieser Teil von Game of Thrones Winter Is Coming erinnert stark an die "League of Angels"-Spiele. Denn hier stehen die Helden im Mittelpunkt, die ihr nach und nach auflevelt und mit immer besseren Ausrüstungsgegenständen ausstattet. Die Scharmützel des besagten Baums sind in mehrere Kapitel unterteilt, durch die ihr euch linear schnetzelt. Im Gegensatz zu den gewöhnlichen Schlachten gegen NPC-Gegner auf der Weltkarte oder andere Spieler dürft ihr hier sogar selbst in das Kampfgeschehen eingreifen. Die Helden haben Spezialfähigkeiten, die ihr aktiviert, um die Feinde in die Knie zu zwingen. Das ist auch nötig, denn ohne euer Handeln werden es eure Recken schon in den ersten Gefechten schwer haben, einen Sieg zu erringen.
Mit Taktik hat das Ganze aber nichts zu tun. Würden die Schlachten des Wehrholzbaums genauso ablaufen wie die sonstigen Auseinandersetzungen mit feindlichen Truppen, würde es das Spiel nicht schlechter machen. Denn worin liegt schon der Anspruch, ab und zu auf einen von wenigen Knöpfen zu drücken, damit einer der Helden eine besonders starke Attacke ausführt?
Prominente Heerführer
Die Helden selbst sind die größte Stärke von Game of Thrones Winter Is Coming. Als Fan der Vorlage freut man sich sehr darüber, wenn man im Spiel die Möglichkeit erhält, die bekannten Charaktere aus dem Fernsehen (und natürlich auch den Romanen von George R. R. Martin) zu rekrutieren und in Gefechte zu führen. Viele Figuren, wenn auch nicht alle, sind in dem Browsergame enthalten. Unter den 28 Recken finden sich Arya Stark, Tyrion Lanniser, Petyr Baelish, Robb Stark und natürlich auch Jon Schnee beziehungsweise Snow (auf Deutsch ist Game of Thrones Winter Is Coming noch nicht spielbar).
Es ist enorm motivierend, die Helden zu sammeln und aufzuleveln. Allerdings wird hier auch deutlich, dass das Online-Spiel eben vor allem ein Titel für Fans ist. Wer "Game of Thrones" nie gesehen und die Bücher nie gelesen hat, hat logischerweise keine Verbindung zu den Charakteren. Ob so einem das Sammeln jener Figuren genauso viel Spaß macht wie einem Liebhaber der Vorlage, wagen wir mal zu bezweifeln.
Hübsche Festung
Auf technischer Seite macht Game of Thrones Winter Is Coming eine sehr gute Figur. Die Spielwelt ist komplett in 3D und wirkt dank vieler Animationen recht lebendig. Das gilt zumindest für den Stadtbildschirm. Hier laufen Soldaten über die Straßen, im Wasser ziehen Haie ihre Kreise und darüber fliegen Möwen. Die Weltkarte bietet so gut wie keine solcher Details, was aufgrund ihrer Größe aber verständlich ist. In den Kämpfen überzeugt die Grafik mit ordentlich animierten Armeen, die aufeinanderprallen.
Akustisch weiß Game of Thrones Winter Is Coming ebenfalls zu überzeugen. Das liegt vor allem an der Musik. Die orchestralen Klänge sind genauso episch wie in der Serie und überzeugen mit einem hohen Produktionswert. Die ganzen Soundeffekte sind ebenfalls auf gutem Niveau. Das Brüllen der Soldaten während eines Kampfes und das Klirren der Schwerter erzeugen eine schöne Schlachtatmosphäre.
Fazit
Es schon schade: Aus technischer Sicht macht Yoozoo Games heutzutage sehr ordentliche Browsergames. League of Angels 3 hat für einen Titel dieser Sparte eine gute Grafik und das Gleiche gilt für Game of Thrones Winter Is Coming. Ebenso motiviert in dem Strategiespiel die Jagd nach immer mehr Helden genauso wie in dem MMO. Und hier haben wir es sogar mit bekannten Charakteren aus einer der erfolgreichsten TV-Serien aller Zeiten zu tun.
Aber ähnlich wie League of Angels 3 hat auch das offizielle Spiel zum HBO-Hit große Probleme. Die Kämpfe sind nicht interaktiv genug, der spielerische Anspruch alles in allem zu gering. Und dann kommen noch die Wartezeiten hinzu, die einfach sehr nervig sind. "Game of Thrones"-Liebhaber können trotzdem einen Blick riskieren, denn für die gibt es mehr als genug Fanservice. Wer mit der Serie aber nicht vertraut ist und ein gutes Strategiespiel zocken möchte, schaut sich besser anderweitig um.
- Hübsche Grafik
- Guter Soundtrack
- Viel Inhalt
- Bekannte Figuren als sammelbare Helden
- Spielerisch anspruchslos
- Schlachten größtenteils automatisiert
- Lange Wartezeiten