Drachenblut 2 entpuppt sich als großes MMO. Doch eine Sache haben die Entwickler fast vollständig vergessen: den Sound.
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Test: Viel zu tun, wenig zu hören
Ein mächtiger Krieger sein, die Welt vor den bösen Mächten beschützen, Ruhm und Ehre erlangen: Man kann nun wirklich nicht behaupten, dass Online-Rollenspiele mit Fantasy-Szenario häufig von dieser Formel abweichen. Nur in den wenigsten Fällen ist das Grundmotiv der zugrundeliegenden Geschichte nicht die klassische Heldensage. Drachenblut 2 bildet da keine Ausnahme. In dem kostenlosen MMORPG startet ihr als frisch gebackener Ritter, der dazu auserkoren ist, die Mächte der Finsternis zu bekämpfen. Als sonderlich einfallsreich erweist sich der Titel hinsichtlich seiner Welt und Geschichte nicht, in vielen Aspekten erinnert er sogar an die „League of Angels“-Spiele. Aber speziell in MMOs spielt die Story sowieso eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger ist daher, wie sich Drachenblut 2 auf der spielerischen Ebene schlägt.
Das kommt uns bekannt vor
Wir haben bereits den Vergleich zu League of Angels beziehungsweise dessen Nachfolger League of Angels 2 gezogen – und das nicht ohne Grund. Nicht nur in Bezug auf die Art von Fantasy-Welt, die dargestellt wird, ähnelt Drachenblut 2 den Spielen von Yoozoo Games sehr. Auch in Sachen Gameplay finden sich viele Überschneidungen. Das wird bereits nach wenigen Minuten im Spiel deutlich.
Euer Abenteuer beginnt damit, dass ihr erst mal von einem Questgeber zum nächsten geschickt werdet. Ihr klickt euch durch zahlreiche Dialoge und zwischendurch läuft euer Charakter automatisch von einem Gesprächspartner zum anderen. Dabei verfolgt ihr das Geschehen aus der isometrischen Perspektive. Ihr könntet zwar per Mausklicks in die Umgebung aktiv durch die Spielwelt laufen, doch wozu? Ihr seid zu Beginn sowieso daran gebunden, in einer bestimmten Reihenfolge mit den einzelnen Figuren zu quatschen, da könnt ihr euch das Geklicke auch sparen und das Spiel seine Arbeit verrichten lassen. Quests beziehungswiese Belohnungen werden allerdings nicht automatisch angenommen, da ist dann doch eure Aufmerksamkeit gefragt.
Automatisches Kämpfen? Gibt’s erst später!
Das gilt ebenso für die Kämpfe: Laufen die in anderen Spielen des Genres von Haus aus automatisch ab, müsst ihr in Drachenblut 2 erst einmal selber aktiv werden. Das gilt zumindest für euren Hauptcharakter. Jedes Mal, wenn der in den rundenbasierten Gefechten am Zug ist, habt ihr 30 Sekunden Zeit, um eine Attacke auszuwählen. Anfänglich hat euer Held nur einen Skill auf Lager, doch sehr schnell kommen weitere hinzu. Blöd nur, dass ihr euch euer Ziel nicht selber aussuchen könnt. Euer Recke sucht sich selbstständig aus, wem er sein Schwert in die Brust rammen möchte. Dadurch geht natürlich taktische Tiefe verloren.
Apropos selbstständig: Entscheidet ihr euch innerhalb der 30 Sekunden nicht für einen der Skills, greift euer Charakter automatisch an – was in der Regel genauso zum Erfolg führt. Eure Begleiter wiederum könnt ihr im Kampf gar nicht befehligen. Falls ihr euch nun fragt, warum die Gefechte dann nicht doch automatisiert ablaufen: Die Option besteht durchaus, wird aber erst freigeschaltet, wenn ihr Level 25 erreicht habt. Was in anderen MMORPGs mehrere Stunden dauert, geht in Drachenblut 2 aber sehr schnell, so dass ihr nicht allzu lange auf die Automatisierungsfunktion verzichten müsst.
Die Kreuzritter
Wir haben es schon angedeutet: In Drachenblut 2 seid ihr nicht alleine unterwegs. Bereits wenige Minuten, nachdem euer Abenteuer seinen Anfang genommen hat, schließt sich euch der erste Begleiter an. Eure Gruppe kann maximal fünf Charaktere umfassen, die auf dem Schlachtfeld in Form eines Kreuzes aufgestellt sind.
Das hat auch seinen Sinn und Zweck: Der vorderste Recke etwa ist derjenige, der in Kämpfen am häufigsten angreift, während der hinterste besser vor feindlichen Attacken geschützt ist. Es empfiehlt sich daher, einen widerstandsfähigen Krieger an vorderster Front aufzustellen und die offensiv starke, aber defensiv schwache Magierin nach hinten zu packen. Durch dieses System gewinnen die Scharmützel in Drachenblut 2 ein wenig an Tiefgang. Klar, komplexe Kämpfe sind dann doch nochmal was anderes, aber das macht die Idee nicht weniger clever.
Viel zu tun für viele Helden
Im Spielverlauf werdet ihr wesentlich mehr Charaktere für eure Zwecke gewinnen, als ihr in eure Kampfgruppe aufnehmen könnt. Genau wie League of Angels entfaltet Drachenblut 2 hier also einen Pokémon-ähnlichen Faktor. Ihr sammelt immer mehr Helden, levelt jeden einzeln auf, stattet sie mit besseren Ausrüstungsgegenständen aus und seid stets auf der Suche nach eurer Lieblingskonstellation für den Kampf.
Genug Möglichkeiten, eure Recken zu trainieren, gibt es in Drachenblut 2 in jedem Fall. Neben den Hauptquests erwarten euch zahlreiche Beschäftigungen wie Schatzsuchen, Kopfgeldjagden, Dungeons, Events und natürlich das PvP. Vieles davon werdet ihr erst mit der Zeit freischalten müssen, aber das ist gar nicht mal schlecht. Schließlich ist es nicht gut, wenn man in einem Computerspiel von Möglichkeiten erschlagen wird und nicht weiß, wo man anfangen soll. Außerdem wird euch so immer eine Karotte vor die Nase gehalten. So seid ihr auch nach Stunden noch motiviert weiterzuspielen, weil ihr ja bald Feature XY freischaltet.
„Wer hat den Mute-Button gedrückt?“
Drachenblut 2 hat zwar viel Inhalt zu bieten, dafür haben die Entwickler bei der Technik ordentlich gespart. Grafisch präsentiert euch das Spiel eine 2D-Welt mit spärlich animierten Charakteren. Flüssige Bewegungen gibt es weder in der Oberwelt noch den Kämpfen. Dabei haben sich die Entwickler durchaus Mühe bei der Gestaltung der unterschiedlichen Angriffe gegeben. Doch wenn deren Animationen einfach nur über den Bildschirm ruckeln, ist das nicht mehr zeitgemäß.
Noch enttäuschender ist der Sound: Musik gibt es zwar (es sind auch mehrere Stücke), aber die hat teilweise eine schlechte Klangqualität. Viel schwerer wiegt allerdings, dass es keinerlei Effekte gibt. Eure Helden können noch so große Explosionen entfachen, hören werdet ihr davon nichts. Das kostet Drachenblut 2 einiges an Atmosphäre.
Deutsche Sprache, schwere Sprache
Dass die Dialoge mit NPCs nicht vertont sind, hätten wir gar nicht erst erwartet, denn das hat bislang noch kein Browser-MMORPG geboten und ist selbst bei den Client-basierten Spielen immer noch eine Seltenheit. Ärgerlich ist allerdings, dass die deutsche Übersetzung so ihre Macken hat. Zur Erklärung: Drachenblut 2 ist im Prinzip nichts anderes als die deutsche Version von Dragon Glory. Hier hat man sich also die Mühe gemacht, nicht einfach nur jenen Titel mit einer deutschen Lokalisierung zu versehen, sondern das Ganze als eigenständiges Spiel auf den Markt zu bringen. Dass sich dann aber so viele Grammatikfehler in den Texten finden, zeugt nicht von Sorgfalt. Klar, Drachenblut 2 wird dadurch nicht unspielbar. Wen die Geschichte nicht interessiert (und das dürfte bei einem MMO für die meisten Spieler gelten), der klickt sich eh nur schnell durch die Gespräche, ohne mitzulesen. Wirklich besser macht das den Umstand, dass hier bei der Übersetzung geschlampt wurde, aber auch nicht.
Fazit
Wir haben in diesem Text vieles kritisiert. Drachenblut 2 ist technisch arg angestaubt und schlecht lokalisiert. Dennoch können Fans solcher Rollenspiele hiermit glücklich werden. Das liegt vor allem an dem großen Umfang und den damit verbundenen Möglichkeiten, die ihr in Drachenblut 2 habt. Der Titel strotzt nur so vor unterschiedlichen Helden, Quests, Dungeons und anderen Aktivitäten. Hinzu kommt die clevere Idee mit der Kampfformation. Es spielt sehr wohl eine Rolle, wo auf dem Schlachtfeld welcher Charakter steht. Alles in allem ist Drachenblut 2 ein passables Browser-MMO. Wer meint, in League of Angels 2 alles erreicht zu haben, findet hierin eine solide Alternative.
- Immenser Umfang
- Sammeln und Aufleveln der Helden motiviert
- Cleveres Formationssystem
- Veraltete Grafik
- Keinerlei Soundeffekte
- Fehlerhafte Übersetzung